Die Gemeinde Rondeshagen im Kreis Herzogtum Lauenburg
Die Familie Brandt auf der Drögemühle
    

Am 01.04.1989 pachtete der 24-jährige Landwirt Hartmut Brandt aus Buchholz die Hofstelle Drögemühle von Heinz und Hildegard Overbeck . Bereits ein Jahr später übernahm er den Hof auf Altenteilbasis.

Anmerkung : Das Altenteil stellt eine vertragliche Regelung zwischen dem vererbenden Bauernpaar bzw. dem überlebenden Elternteil und dem Erben dar, die mündlich oder auch schriftlich getroffen wird. Sie beinhaltet mitunter sehr detaillierte Reglungen über die Versorgung mit Geld, Nahrung, Anteil an der Viehwirtschaft, Dienstleistungen sowie Zusicherung von Wohnraum. Der Altenteil-"Erbe" kann leiblicher Erbe sein (Kind, Verwandter) oder auch Nichtverwandter, der durch o. g. Leistungen das Erbrecht erwirbt.

Hartmut Brandt stammt auch Buchholz am Ratzeburger See, wo sein Vater eine Kleinbauernstelle von 13 ha bewirtschaftete. Auf der väterlichen Hofstelle sah er schon in jungen Jahren keine berufliche Zukunft, da es dort keine Ausbau- und Entwicklungschancen gab. Nach seiner Schulzeit in Ratzeburg begann er 1981 eine landwirtschaftliche Lehre, zwei Jahre beim Vater und ein Jahr in Klempau auf dem Hof Köster. Es folgte der Besuch der landwirtschaftlichen Schule in Mölln 1984-86 und die Bundeswehrzeit 1986-87 in Elmenhorst. An Wochendenden und in anderer freier Zeit hat er immer wieder als Betriebshelfer auf Höfen gearbeitet, deren Besitzer zeitweilig krankheitsbedingt (o. ä) ausfielen So verdiente er zusätzliches Geld, z.B. auf Gut Tüschenbek, auf Bauernstellen in Alt Mölln und Pogeez. Dann folgte der Abschluss der beruflichen Ausbildung auf der Höheren Landwirtschaftsschule in Bad Oldesloe 1988-89, was ihn auch berechtigt selbst auszubilden. In dieser Zeit begann er, sich nach einer geeigneten Hofstelle umzuschauen. Tierarzt Jochen Bahrs aus Ratzeburg gab ihm den entscheidenden Tipp für den Hof "Drögemühle" in Rondeshagen. 1988 nahm er Kontakt mit Besitzer Heinz Overbeck auf, der kurz zuvor einen Herzinfarkt erlitten hatte und die Hofstelle verpachten wollte. Der Vertrag wurde dann auch 1988 geschlossen und Hartmut Brandt arbeitete bereits in jeder freien Zeit auf dem Hof, um ihn dann 1989 nach Abschluss der Ausbildung zu übernehmen. Ursprünglich auf 11 Jahre gepachtet wurde der Vertrag ein Jahr später in Altenteilreglung umgewandelt (s.o.) Mit Vorbesitzer Heinz Overbeck gab es gute und problemlose Zusammenarbeit: Heinz Overbeck beriet den jungen Hofbesitzer und arbeitete auch noch hier und da mit, mischte sich aber in keiner Weise in die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen ein.

   
 
Hofstelle in den 90er Jahren
 
   
 
Hier stand auf der Anhöhe die alte Windmühle (die Drögemühle)
 

Allerdings galt es zuerst, die sehr marode Bausubstanz der alten Hofstelle zu sanieren. Das Haupthaus lag/liegt am alten Mühlenbach, der mit unterschiedlichen Wasserständen immer wieder die Fundamente und die Außenmauer des rechten Gebäudeteils umflutete und zu bedrohlichen Schäden geführt hatte. Hier galt es Abhilfe zu schaffen. Der Mühlengraben wurde an der kritischen Stelle verrohrt, neue Fundamente gegossen und die Außenmauer neu aufgebaut bzw. saniert. Nur so war ein weiteres Absacken des Gebäudes nach hinten und zur Seite zu vermeiden. In welchem Maße es im Laufe der letzten 150 Jahre gelitten hatte, stellte sich beim Ausbau des Obergeschosses als Wohnung heraus : Das Gebäude war im Lauf der Jahre derartig gesackt, dass der Fußboden bereits ein Gefälle von 30 cm auf ca. 15 Meter aufwies, der ausgeglichen werden musste.

   
 
Die marode Gebäudehälfte am Mühlenbach
 
   
     
   
 
Sanierung
 
   
 
Auch innen gab es viel zu tun
 
 
   
 
Der Hausherr bei der Sanierung - Einbau eines Fenstes
 
   
 
Das gleiche Fenster im Jahr 2006
 
 
     
   
 
Luftaufaufnahme des Hofes im Jahr 2006
 

Auch sonst wurde einiges realisiert. Bei der Hofübernahme hatte Hartmut Brandt 12 Kühe und 23 Zuchtsauen übernommen, zusätzlich brachte er weitere 12 Kühe vom väterlichen Hof mit ein, sodass die Drögemühle eine Milchquote von 130.000 Kg aufwies. Im Laufe der Jahre hat sich durch Zukauf diese bis auf 270.000 Kg erhöht (Ende 2006). Da Hartmut B. mit "Schweinen nix am Hut" hatte wurde der Schweinstall 1990 zum Kuhstall umgebaut. 1993 erfolgte der gezielte Umbau des Dachgeschosses zu einer 90 m² großen Wohnung. Außerdem wurde auch nach hinten das Gebäude durch eine Anbau verlängert

Ohne weibliche Unterstützung lässt sich so ein Projekt doch nicht realisieren. Knapp vier Jahre als Junggselle auf einem Hof "hat keine Art". Seine langjährige Freundin Silke Hack (*1967) kam aus aus Bliestorf und zog 1993 endgültig auf dem Hof ein. Geheiratet wurde am 10.06.1994. 1995 wurde die Wohnung um weitere 80 m² erweitert : Nachwuchs kündigte sich an : 1996 kam Tochter Lena zur Welt, 1998 Annika.

 
 
Das Brautpaar am 10.06.1994
Hochzeitsgäste : Ehepaar Hildegard und Heinz Overbeck

!995 wurde auch der alte Stall abgerissen und durch einen neuen Kälberstall ersetzt und im Jahre 2000 nochmals erweitert. Das notwendige Bauholz stammt aus dem eigenen Waldbestand. Nach dem Fällen und Trocknen wurde es von der Firma Holzriegel passgenau zugeschnitten und getränkt, insgesamt 150 Festmeter. Im Jahr 2003 wurde auf dem Mühlenberg ein Getreidelager mit Silos und Trocknungsanlage errichtet. Auch der Grund und Boden vermehrte sich durch Zupachtung oder Kauf in Rondeshagen, Niendorf und in Buchholz, wo Hartmut B. das elterlichen Land auf Altenteilbasis 1995 übernommen hat (das Hofgebäude wurde zu vier Mietwohnungen umgebaut). Auch in Meckllenburg-Vorpommern wurde Land als Kapitalanlage gekauft und verpachtet. Die Gesamtgröße beträgt derzeit ca 100 ha.

Hartmut Brandt hatte 1989 zwei IHC-Trecker übernommen, später kam noch ein 90 PS Ford als Ersatz für einen defekten IHC hinzu, den er im März 2000 gegen einen äußerst robusten finnischen "Valtra Valmet" eintauschte. Auch ein John Deer und ein MB-Truck waren auf dem Hof. Heute existieren zwei "Valtra Valmet" mit 90 und 165 PS. Hartmut Brandt schwört mittlerweile auf diesen "exotischen" Treckertyp, der von hoher Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit ist.

   
 
Der Valmet
 

Ein Standbein des Hofes war bis 2006 die Milchwirtschaft. Pünktlich jeden Morgen und Abend war im Sommer für die Rondeshagener und Berkenthiner die Straße für 5 Minuten "dicht" : Viehtrieb von der Mühlenbachweide zum Stall und retour. Auch war Hartmut Brandt ehrenamtlich von 1993 bis 2006 tätig im Vorstand, Beirat und Aufsichtsrat der "Hansamilch" in Lübeck, die allerdings seit 1995/96 als "Hansa-Milch Mecklenburg - Holstein" firmiert und in Uppahl (Mecklenburg-Vorpommern) den Firmensitz hat. Diese Tätigkeit endete am 31.12.2006, denn in dieser Funktion kann nur der sein, der einen milchwirtschaftlichen Betrieb hat. Heute lohnt sich die Milchwirtschaft für Hartmut Brandt nicht mehr: Er hat sie zum Jahresende 2006 aufgegeben. Übrig geblieben sind Aufzucht zur Mast und Schlachtung. Sie rentieren sich jedoch und bilden heute neben der Landwirtschaft auf dem ca 100 ha großen Hof die wirtschaftliche Grundlage

auf der Weide am Mühlenbach
Viehtrieb
im trockenen Mühlenbachtal
Kälbermast 2006
im Stall
Gastkühe 2007